Mittwoch, 8. August 2012
Egoismus
Mich beschäftigen momentan zwei Situationen, die mich stutzig und besorgt machen. Sie haben auch gemeinsam, dass ich weder eine eindeutige Interpretation, noch eine Lösung parat habe:
Zunächst erwartet meine Mutter von mir, dass ich mir für die letzten vier Wochen vor meiner Ausreise eine Arbeit suche. Dies ist in jedem Fall(und das ist nicht nur meine Meinung) insbesondere deswegen schwierig, weil fast niemand Angestellte haben will, die nach einer mehr oder weniger langwierigen Einarbeitungszeit kurz darauf wieder kündigen. Ich habe zwar versäumt, mich frühzeitig zu bewerben aber hätte auch nie damit gerechnet, dass meine Mutter dermaßen erpicht darauf sein würde, dass ich arbeite. Eine weitere Schwierigkeit stellt auch meine Narkolepsie dar. Ich kann nicht einfach Taxi fahren, Pizza liefern oder in einer Videothek arbeiten. Gerade bei Ersterem habe ich viel zu viel Angst davor, beim Fahren in einen Sekundenschlaf zu fallen. Ich persönlich könnte mit dem Risiko eines Unfalls leben, aber ich will andere unter keinen Umständen gefährden.
Meine Mutter sieht meine Bewerbungen als Alibi an und glaubt nicht, dass ich mich wirklich bemüht habe. Sie hat dabei wahrscheinlich einen Bekannten meines Alters im Hinterkopf, der diese und die letzten Ferien einen Monat lang gearbeitet hat und dabei gutes Geld verdient hat. Da ihr ihre Arbeit(wie fast immer) bis zum Hals steht, vermute ich, dass sie irgendwo eifersüchtig auf die Ruhe und Sorglosigkeit ist, die ich momentan an den Tag lege. Sie wird in letzter Zeit fast wütend, wenn ich sie z.B. um Taschengeld oder Geld für die Praxisgebühr bitte.
Sicherlich ist es irgendwo angemessen, von mir mehr Selbstständigkeit zu fordern, da ich ja nun mein Abitur habe. Aber ich glaube nicht mehr, dass sie nur an meinem Besten interessiert ist, sondern ihre Eifersucht kompensiert.
Verdränge ich jetzt einfach nur meine Unlust auf Arbeit, indem ich ihre Reaktion in meinem Sinne umdeute, oder handelt sie wirklich falsch und verfolgt nur eigene Interessen? Oder ist sie vielleicht in Geldnot und daher auf jeden Cent angewiesen?
Ich fühle mich wie ein verzogenes Balg, was seine Eltern nicht schätzt und verlernt hat, was es bedeutet für die eigene Existenz zu sorgen.
Fakt ist, dass mir Geld nichts wert ist. Vielleicht habe ich seinen Wert bis jetzt auch einfach nicht zu schätzen gelernt.

Die zweite Situation hat mit meinem Engagement im kulturellen Bereich zu Tun. Die Vorraussetzungen dafür, Konzerte zu veranstalten sind hier sowieso nicht die Besten, aber Personen die Konzerte organisieren um sich wichtig zu machen, machen das Ganze noch schlimmer. Noch schlimmer wird es, wenn solche Leute den Eindruck machen sie hätten andere nicht nötig und sowieso die beste Ahnung von allem was die Organisation angeht und sich dann herrausstellt, dass sie sich nicht verantwortlich fühlen und die Verantwortung bei der ganzen restlichen Gruppe sehen. Bei dem Fall, der mich momentan beschäftigt, akzeptiert diese Person nicht einmal Hilfe und beharrt auf ihrer Meinungshoheit.
Ich merke, wie ich immer müder und meine Formulierungen immer schwammiger werden. Ich denke ich werde den Beitrag vorerst beenden,
gute Nacht

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Angst
In nicht einmal mehr einem Monat geht die Reise los. Ich werde ein Freiwilliges Jahr in Afrika verbringen. Wenn Leute mich darauf ansprechen und sagen, sie hätten einen Heidenrespekt vor dem was ich vorhabe, erwidere ich oft, dass ich ebenfalls einen riesigen Respekt vor allem habe, was da auf mich zukommt. Ich lasse oft aus, dass ich neben dem Respekt auch eine Heidenangst vor der Zukunft habe. Dabei ist es nicht einmal die fremde Kultur und die damit verbundenen Besonderheiten die ich fürchte, sondern vielmehr die radikale Veränderung meines Lebens:
So werde ich u.A. viel autarker leben. Ob ich das muss oder will weiß ich bis jetzt noch nicht.
Des Weiteren werde ich von nun an kein Schüler mehr sein, mein Vorgesetzter wird nicht mehr mein Lehrer sondern mein Arbeitgeber bzw. ein Untergebener meines Arbeitgebers. Das bedeutet für mich konkret, dass dieser Vorgesetzte von nun an noch weniger Interesse an meinem persönlichen Fortschritt hat und dafür umso mehr an dem wirtschaftlichen Nutzen meiner Arbeit.
Da ich ja soziale Arbeit verrichte, wird sich dieser Faktor hoffentlich nicht allzu stark auswirken. Ich fürchte ihn auf lange Sicht dennoch.
Was mir jedoch am Meisten Angst bereitet, ist die Tatsache, dass ich mit behinderten Kindern arbeiten werde. Bis jetzt sind Kinder in meinem Leben so gut wie nie vorgekommen und ich erwische mich manchmal dabei, Ekel für behinderte Menschen zu empfinden. Ich wurde natürlich von meiner Entsendeorganisation sehr gut auf den Einsatz vorbereitet. Eine ehemalige Freiwillige, die in meiner zukünftigen Arbeitsstelle schon gearbeitet hat, beschwichtigte mich und versicherte mir, dass ich mir mein Aufgabenfeld auch selbst suchen könne und dass sie die Arbeit super fand.
Wie auch immer, ich gehe wieder einmal besorgt, alleine und viel zu spät ins Bett – Ich sollte mir unbedingt wieder einen geregelten Tagesablauf angewöhnen, nur leider fehlt mir dazu der Wille. Ich ertrage diese grauen, verregneten Sommertage nicht.

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